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Am Busen der Natur - Heilige Orte auf der Insel Vis

Aktualisiert: 30. Dez. 2022

Sveti Vid und Zlatna Strana, der dunkle und der helle Aspekt der dreigestaltigen Göttin


Mittlerweile sind alle meine (Urlaubs-)Reisen unausweichlich immer auch von der Geomantie geprägt. Ungewollt und unbewusst führen mich meine Sinne und Wahrnehmungen zu besonderen Orten und heiligen Plätzen von Mutter Erde – oder besser – diese Orte finden mich. So geschehen auch im Zuge der aktuellen Reise auf die wunderbare Insel Vis in Kroatien.


Die Insel Vis wurde, wie viele weitere Inseln im Mittelmeer, im Neolithikum (wieder) besiedelt. Die Siedler kamen aus den Gebieten des „Fruchtbaren Halbmondes“ in der heutigen Türkei, wo die neolithische Revolution ihren Ausgang genommen hat.


Neolithische Siedlungsströme - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Neolithische Siedlungsströme

Die Menschen waren jetzt keine Jäger und Sammler mehr, sondern lebten primär von Ackerbau und Viehzucht und sind sesshaft geworden. Neben den bäuerlichen Lebensgewohnheiten brachten die Menschen auch ihre Spiritualität mit.


Im Zentrum dieser Spiritualität stand eine große, dreigestaltige Göttin, die mit ihren unsichtbaren Wirkkräften für alle großen und kleinen kosmischen Zyklen verantwortlich war. Mit ihrer unendlichen Schöpferkraft brachte sie alles Leben auf Erden hervor und holte es am Ende eines Zyklus wieder in ihren Schoß zurück. Dort, in der Anderswelt, dem Paradies - jenem Ort der Fülle und Überfülle - wirkte sie mit ihren Kräften von Transformation und Verjüngung, um alles zu seiner Zeit wieder auf die Erde zurückzusenden. Alles und jeder war eingebunden in diesen unendlichen Zyklus von Werden, Sein, Vergehen und Wiederkehr. Das gab den Menschen Sicherheit und Orientierung.


Die große Göttin war die Mutter Erde selbst. Die Menschen lebten mit ihr, auf ihr und auch in ihr. Sie war immer präsent und greifbar. Ein markanter Hügel in einer ansonsten flachen Landschaft war der schwangere Erdbauch der Göttin, ein Tal, U-förmig eingerahmt von Hügel- oder Bergrücken, am besten mit einer Quelle, die am Talursprung entspringt, war das Schoßtal, mit dem belebenden Schoßwasser, das direkt aus ihrem Schoß heraus entspringt. Auch heute noch gibt es in manchen Orten einen Schoßbach. Zwei markante, nebeneinanderstehende, gleichförmige Hügel waren der nährende Busen der großen Göttin. Ein großer Monolith wiederum war der Nabelstein, die Mitte, der Göttin.


In solchen markanten Landschaftsformationen erkannten die Menschen ihre große Göttin und Ahnfrau wieder. Es ist nur verständlich, dass solche Orte bevorzugte Siedlungsgebiete der neolithischen Siedler waren. Sie siedelten am Bauch, am Busen oder am Schoß ihrer großen Ahnfrau.


Bei der Planung oder auch während einer Reise studiere ich immer zunächst die Landkarte, auf der Suche nach besonderen Flurnamen, oder nach einsamen Kirchen auf Hügeln und deren Patrozinium oder besonderen Landschaftsformationen. Sie geben oft Hinweise auf die archaische Bedeutung von Orten und Plätzen. So auch diesmal, bei der Reise nach Vis. Hier sind es vor allem Kirchen und ihre Patrozinien, die Hinweise auf die inneren Qualitäten der Orte geben.


Auf dem höchsten Punkt der Insel steht eine kleine „Heilig-Geist“ Kapelle, auf dem Sattel, der die beiden Täler, die zu den beiden Hauptorten der Insel führen, verbindet, steht eine Michaels-Kapelle und auf einem markanten Hügel, mitten in einem flachen Tal steht eine Veits-Kapelle (Sveti Vid) aus dem 14. Jahrhundert, auf die ich in weiter Folge weiter eingehen möchte.

Neolithische Siedlungsströme - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Heiliger Veit - Martyrium im siedenden Öl

Der Heilige Veit (Vitus) starb, der christlichen Legende nach, durch das Martyrium in einem Kessel mit siedendem Öl. Das Attribut des Heiligen Veit ist deshalb der Kessel. Er ist – unter anderem – der Schutzpatron der Apotheker, die durch ihre magischen Künste Linderung und Heilung schaffen. Sie transformieren. Aus Krankheit wird Gesundheit.


Der Kessel ist auch das Attribut der Göttin in ihrem schwarzen Aspekt. Sie ist die „Tod im Leben Göttin“, die am Ende alles Leben zu sich holt, es durch ihren magischen Zauberkessel führt, es transformiert und verjüngt und auf die Erde zurücksendet. So finden wir auch manchmal Darstellungen mit schwarzen, menschenähnlichen Figuren, die in einen Kessel eintauchen, um dann auf der anderen Seite als weiße Figuren wieder aufzutauchen. Eine wunderbare Darstellung des Prozesses der Transformation und Verjüngung. Die schwarzen Figuren stellen die Seelen der Verstorbenen dar und die weißen die verjüngten Kinderseelen, die zu einer erneuten Inkarnation bereit sind. Nicht umsonst spricht man vom Jungbrunnen.

So stehen Veits-Kirchen/Kapellen meist auf alten Kultorten und Ritualplätzen zu Ehren der Göttin in ihrem schwarzen Aspekt. Hier kann „Altes“ losgelassen werden und der Mutter Erde zur Transformation übergeben werden, damit Neues entstehen kann. Es ist der Ort der „Weisen Alten“, der Hüterin über die seit jeher gesammelten Lebensweisheiten und der großen Mysterien. Sie gibt Rat, hilft bei Entscheidungen, spendet Trost und Linderung.


Sveti Vid - Veitskapelle am gleichnamigen Hügel - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Sveti Vid - Veitskapelle am gleichnamigen Hügel

Weitere Impressionen zur Veit-Kapelle


Nach dem Besuch dieses besonderen Ortes auf diesem markanten Hügel, der dadurch leider auch militärisch-strategische Bedeutung hatte und als entsprechender Stützpunkt diente, drehte ich mich nach einer Weile instinktiv nochmals um und erkannte zu meinem Erstaunen, dass es eigentlich zwei gleichförmige Hügel waren, die da nebeneinander in der Landschaft standen. Sofort kamen mit die berühmten heiligen Hügel "Paps of Danu" in Irland in den Sinn, der Brüste der Göttin Anu oder Dana.


Der Busen von Mutter Natur - links Sveti Vid und rechts Zlatna Strana - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Der Busen von Mutter Natur - links Sveti Vid und rechts Zlatna Strana

Wieder im Apartment angekommen nahm ich sogleich die Karte zur Hand, um den Namen des zweiten Hügels zu erfahren. Der Hügel hat den Namen „Zlatna Strana“, was so viel wie „Goldene Seite“ bedeutet. Es ist der Helle, scheinende, leuchtende Ort. Der weiße Aspekt der großen Göttin. Das heißt wir haben hier zwei Hügel, den Busen der großen Göttin.

Sveti Vid und Zlatna Strana - Raum und Mensch - Schule für Geomantie und Radiästhesie
Sveti Vid und Zlatna Strana

Auf dem einen Busen, dort wo die Kapelle Sveti Vid steht, wurde ihr dunkler Aspekt verehrt und gefeiert, das Vergehen und die Wiederkehr, und auf dem anderen, ihrem weißen Aspekt, der kosmische Aspekt der großen Göttin. Hier geht es um den Neuimpuls, das schöpferische Chaos, das Werden.


Unweit, direkt auf einer Sichtachse gelegen, gibt es einen weiteren ganz besonderen Platz, der auf den roten Aspekt der großen Göttin hinweist. Davon möchte ich euch in einem späteren Beitrag erzählen.


Sveti Vid und Zlatna Strana - am Busen der Natur, der großen Göttin in Vis. Ein beeindruckendes, einzigartiges Erlebnis.


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